Shark 24 "Hexe" Baujahr 1967 / 2007

Restaurierung meiner Shark 24 von Dezember 2006 bis Oktober 2007

hexe_vor Restaurierung hexe_nach rastaurierung
Hexe vor der Restaurierung Hexe nach der Restaurierung 2007

Gekauft habe ich Hexe im Winter 2001. Seitdem wurde das Schiff Stück für Stück erneuert und in Schuss gehalten. Es wurden neue Polster beschafft, Wanten und Stage wurden geteauscht, nach einem Ruderbruch in der Ostsee wurde das Ruder und das Vorluk erneuert. Ein Echolot wurde eingebaut, es gab jedes Jahr mindestens ein neues Segel, mehrfach wurde die Rumpf-Decksverbindung wegen dauernder Undichtigkeit nachgeschraubt, etc...

Im Frühjahr 2006 konnte ich dann beobachten wie die Backborddachwinsch meiner Shark 24 Hexe beim Durchsetzen des Grossfall sich ca. 12° in jeder Richtung neigte. Das war der Punkt an dem mit klar wurde, dass es mit einfachen Reparaturen an einigen Punkten nun nicht mehr getan war.  Ich habe Bootsbau Eggers in Emden kontaktiert und gemeinsam mit Ulrich Eggers einen Plan gemacht was alles ausgetauscht und überholt werden müsste.

Der ursprüngliche Plan sah Kosten in Höhe von etwa 7.500 € vor (dazu später mehr) und war eigentlich in ca. 3 Monaten zu erledigen. Also habe ich Hexe nach Saisonende nach Emden getrailert und dort in der Halle abgestellt.

Im Dezember 2006 habe ich damit begonnen das vollständig Boot zu zerlegen.  Vor dem Zerlegen lag das Ausräumen. Es ist erstaunlich wieviel Ausrüstung man in den Tiefen seiner Backkisten und Schapps findet, obwohl man dachte das Boot wäre regelmässig für Regatten fast vollständig ausgeräumt worden.
ausräumen altes_Deck
was sich so ansammelt das alte Deck von Beschlägen befreit
trennen traurig
Trennen von Rumpf und Deck ohne Fenster und Beschläge sieht das Ganze traurig aus

Das erwies sich als langwieriger als zunächst angenommen, da die meisten Schraubverbindungen seit fast 40 Jahren an ihrem Platz sassen und nicht bewegt worden waren und weil meine Arme nunmal eine normale Länge aufweisen, die nicht ausrecht um den Schraubendreher auf Deck und den Maulschlüssel unter Deck gleichzeitig festzuhalten und zu bewegen. Mit Hilfe zweier Krimpzangen lies sich das Problem lösen, dafür durfte ich dann bei jeder zweiten Schraube wieder unter Deck krabbeln, sofern nicht eine oder gar beide Zangen sich zwischendurch wieder öffneten. Als ungemein unpraktisch erwiesen sich neben den Stellen an Rumpf und Deck, welche so konstruiert waren, dass man mit normalem Werkzeug nicht herankam auch die Temperaturen in der ungeheizten Halle.  Die Trennung von Rumpf und Deck lies sich nur unter Einsatz von härteren Hammerschlägen und Vernichtung diverser Holzkeile durchführen. Komisch eigentlich das diese Verbindung trotzdem undicht sein konnte.

altes Deck Rumpf ohne
das abgenommene Deck der Rumpf als Cabrio

Hexe, die ehemals Genesis hiess, hatte einige Besonderheiten im Vergleich zu anderen Sharks. Wie vermutlich jedes Boot in dem Alter, welches mehrere Eigener hatte war an ihr viel herumgebastelt worden. So gab es als ich das Boot bekam einen 10 PS Honda Aussenborder im Schacht mit Fernbedienung - daher die dreigeteilte Backskiste mit den beiden Backskistendeckeln. Das war zwar unter Motor sehr praktisch und vor allem schnell (7,2kn waren kein Problem), aber unter Segel stört die zusätzliche Lateralfläche doch sehr. Den Schacht habe ich 2002 geschlossen und den Aussenborder an einem Spiegel hinter dem Boot gefahren. 2003 habe ich dann den Honda gegen einen 5 PS Mercury ausgetauscht.  Die Süllboards einschliesslich der Sockel für die Genuawinschen waren bei Hexe mit GFK und Topcoat überzogen. - professionelle Arbeit. Der Niedergang war bis auf Höhe der Sitzbänke geschlossen und hatte dadurch Platz für eine hölzerne Instrumentenkonsole unterhalb des Einstiegs. An die achteren Kajütwände waren Holzplanken geschraubt - schwer und unsauber verarbeitet. Das Boot besass Reste einer Gasanlage, deren Flasche in der Backskiste steuerbords gelagert wurde. Hexe hat ein relativ aufwendiges Elektropanel, an welches die Voreigner auch alle erdenklichen elektrischen Geräte angeschlossen hatten. Übrig waren, als ich das Boot übernahm noch die Leitungen, die an jeder denkbaren Stelle fand und die auch fröhlich "frei im Raum verdrahtet wurden" und ein Haufen 12V-Steckdosen. Das Hauptschott ähnelte einem Schweizer Käse, durch diverse An- und Abbauaktionen.
Nachdem das Deck abgenommen war wurde das ganze Ausmass der "Verschlimmbesserungen"  deutlich. Ursprünglich war geplant im Innenraum relativ wenig zu ändern. Jetzt flog die Elektrik komplett raus, einzig das Schaltpanel wurde an anderer Stelle wiederverwendet. Die Gasanlagenreste wurden entfernt. Durch das neue Deck, welches aufgrund seiner etwas anderen Form grade im vorderen Bereich stabiler ist, konnte der Dreiecksbalken, den jeder, der schonmal in einer älteren Shark vorne geschlafen hat, mit einer schmerzenden Hüfte assoziiert, rausgenommen werden. Auf das Hauptschott wurde ein neuer Decksbalken gesetzt und auf der Oberfläche wurde Furnier angebracht.  Die Flansche an den Lenzöffnungen wurden ausgetauscht, was sich zwar im Nachhinein als nicht notwendig herausstellte, aber da die Originale so zulaminiert waren, das nicht erkennbar war ob nicht vielleicht unter dem Laminat Wasser eintreten konnte, habe ich sie freigeschliffen und ausgetauscht. Das hintere Schott zur Backskiste wurde etwa 20 cm nach vorn versetzt, damit die Lenzöffnungen hinter dem Schott in der Backskiste liegen. Das bietet den Vorteil, dass selbst wenn die Lenzschläuche einmal abrutschen sollten, oder undicht werden sollten die Backskiste, und nur diese voll läuft, anstatt gelich das ganze Schiff, wie bei der Originallösung. Meines Erachtens ein nicht unwesentlicher Sicherheitsgewinn. Natürlich wurden die Lenzschläuche selbst gleich mit ausgetauscht.
Positiv aufgefallen ist mir beim Herumgerenne im offenen Rumpf die Stabilität des Rumpfes. Die meisten Schiffe benötigen um stabil zu sein ihr Deck. Die Shark ist auch als Cabrio so stabil, das sich überhaupt nichts bewegt, wenn ich im Rumpf umherlaufe - kein Vergleich zu den sogenannten Schwedensharks. 
Beibehalten wurde die Lösung mit den sich nach innen öffnenden Backskistendeckeln. Ich finde es viel praktischer zwei Deckel anstatt nur einen Deckel zu haben, der dann immer unter der Pinne sitzt. Dadurch musste allerdings das neue Deck, welches aus der Standardform kam, angepasst werden. Die Shark verfügt normalerweise über einen im Rumpf eingelassen Motorspiegel. Hier ist das Deck im Normalfall ausgespart. Da Hexe schon vor der  Restaurierung keinen eingelassenen Motorspiegel mehr hatte, wurde das neue Deck an dieser Stelle geschlossen.

Bug ohne Heck ohne
alte Vordeckskonstruktion und Blick in den Ankekasten Das hintere Schott vor dem Aussägen
neues Deck Hier das neue Deck nachdem es aus der Form kam. Deutlich zu sehen ist die gegenüber dem ursprünglichen Deck geänderte leicht schräge Kante der Stirnwand der Kajüte und die wesentlich gefälliger wirkenden, weil flacheren Süllboards. 

Vor dem Aufsetzen des neuen Decks wurde die Rumpfkante entsprechend abgeschliffen, möglichst ohne dabei zuviel von der eigentlichen Oberfläche zu zerstören. Der Süllrand eines Sharkrumpfes ist übrigens nicht abgewinkelt, sondern sitzt 90° zur Rumpfoberkante, auch wenn dies gelegentlich von "Shark-Kennern" behauptet wird.
Nach dem Aufsetzen des Decks, hier habe ich mich für eine geklebte, laminierte und geschraubte Verbindung zwischen Rumpf und Deck entschieden - nach dem Motto "wenn, dann gleich richtig"., begann die Arbeit am Rumpf.


aufsetzen Deck
Das Deck wird aufgesetzt. Erste Beschläge wie Handläufe, Winschen und ein paar Klemmen sind schon angeschraubt. Der Kiel ist auch schon teilweise geschliffen und grundiert. Das durfte dann aber nochmal gemacht werden, da nicht glatt genug.

Die meisten Arbeiten wurden verrichtet während das Boot auf dem Strassentrailer lag. Erst später wurde mir klar, das die falsche Arbeitshöhe endlos Zeit und Muskelschmalz kostet. 
Die Handläufe auf dem Dach, obwohl schon 2003 ausgetauscht hatten schon wieder die bekannte, gräuliche Färbung angenommen. Sie wurden abgeschliffen und konnten wiederverwendet werden.

Das Boot sollte blau werden und mit einer hochwertigen 2-Komponentenlackierung versehen werden. Also nichts mit selber machen. Man kann zwar immer alles selbst, aber ich stehe auf dem Standpunkt das es Menschen gibt, die bestimmte Dinge einfach besser können als ich und ich muss solche Dinge nicht unbedingt am eigenen Boot lernen. :-)  Die Dummbatz-Arbeiten kann ich dann aber sehr gut selber erledigen. z.B. Schleifen. Das ist idiot-proof. Man sprüht Grafit auf den Rumpf schleift dann mittels einer dünnen Latte und Schleifpapier so lange bis das Grafit vollständig wieder runter ist. Dadurch erhält man entweder einen ziemlich beulenfreien Rumpf, oder es fallen einem die Arme ab. In der Regel einigt man sich mit sich selbst, je nach Leidensfähigkeit auf einen mehr oder weniger glatten Rumpf, oder abgefallene Arme. 

Heckschliff achtern
Ich wusste vorher das mein Shark schonmal lackiert worden war. Beim
Schleifen stellte ich dann aber fest, das es offenkundig mehr als 2 Farben
gab. Hexe war usrpünglich blau, dann rot und dann weiss.
Aufsetzen des Decks. Gut zu erkennen das auch nach dem ersten Schleifen noch jede Menge Beulen vorhanden waren.

Speziell am Heck sind die Rümpfe alter Sharks sehr beulig.  Bei Hexe waren durch das Schliessen des Motorspiegels zusätzliche Beulen vorhanden. Der blaue Streifen unterhalb der Ruderblattaufhängung entstand nachdem das Ruder samt Aufhängung getauscht wurde.

Das alte Deck bestand aus Vollaminat ohne verstärkende Schaumstrreifen. Das neue Deck ist leichter, hat an den wesentlichen Stellen unterstützende Schaumstreifen eingearbeitet und ist somit auch stabiler. Optisch unterscheidet sich Hexe dennoch schon von aussen von den Neubooten,  da die Originalfenster aus Securitglas wiederverwendet werden konnten. Neuboote haben Plastikfenster, die auch noch seit der letzten Modelländerung ungleichmässig geschnitten sind.
Deck von unten Deck aufsetzen
hier das neue Deck von unten. Gut zu erkennen die Verstärkungen und die Ausschnitte
für die Fenster und das Vorluk.

Das Vorluk, obwohl erst wenige Jahre alt, war leider durch das weich gewordene alte Deck nie richtig dicht. Beim neuen Deck passte es dann auch nicht mehr in den zur Verfügung stehenden Platz Ausschnitt und musste deshalb ebenfalls getauscht werden.

Backskisten Kiel Grafit
Blick in die Backskiste. Das Deck wurde hier aufgrund
meiner Vorstellung angepasst. Gut zu sehen die
ehemalige Motorhalterung.
Der Kiel geschliffen und gespachtelt Weitere Vorarbeiten für die Lackierung. Der Heckspiegel wurde nicht nur geschliffen, sondern auch glatt gespachtelt, dann wieder geschliffen.
lackiert komplettierung Kiel
erstes Bild nach der Lackierung Bereit zur Komplettierung Kiel geschliffen,gespachtelt und grundiert
mit Teak vorschiff innen starboard
mit Scheuerleiste und Motorspiegel, das nue Ruder
noch unbehandelt. Die alten Relingstützen konnten weiter verwendet werden. Die Relingsdrähte wurden erneuert.
der Doppelkreuzpoller auf dem Vorschiff hat mich jahrelang geärgert. Er taugt zu nichts ausser zum
Leinen fangen und sich schmerzhaft in das Knie des Bugmanns zu bohren
. Jetzt ist er weg!
die neue Innenraumbespannung wird verlegt
Panel bug heck
das alte Instrumentenpanel am neuen Ort mit Platz zum Einbau weiterer Geräte vorher hatte Hexe nie Scheuerleisten. Die sehen zwar gut aus, sind aber leider auch mächtig teuer. Da auch Luk und Steckschott neu sind lag es nahe auch gleich eine Schiebelukgarage aufzusetzen. die alte Pinne hatte in der Saison 2005 bei Raumschotskursen in stärkeren Winden gelegentlich verdächtig geknackt. Daher wurde auch sie ausgetauscht. Die neuen Backskistendeckel.
innen kojen innen achtern
gut zu sehen der neue Decksbalken über dem Hauptschott und die neue Decke. die Bugkoje, mehr Platz durch fehlenden Dreiecksträger und wesentlich gemütlicher. Hier noch vor dem Reinigen der Polster. Innen, Blick nach achtern. keine Lenzrohre mehr, in den sich alles Mögliche verfängt. Der Fleck auf dem Schott ist staub!

Die Elektrik wurde auf ein Minimum reduziert und alle notwendigen Kabel wurden neu verlegt. Es ist Platz zum Einbau weiterer Geräte, zur Not sogar für Lautsprecher vorhanden. Auf "nautisches Gerümpel", wie Barometer, Thermometer, Hygrometer und andere Hängrumchen und Staubeinchen wurde verzichtet. Als Beleuchtung werden Osram Diodenlampen eingesetzt, die immer da verfügbar sind, wo man sie braucht und keine Kabel, die korrodieren, oder im Weg sind benötigen. Der Landanschluss wurde aus dem Cockpit in die Backskiste verlegt.

aussen
Endlich fertig! Hier neben "Anton", einem Shark Baujahr 1968.

Der Mast bekam noch neue Salinge - ich war es leid, dass die Dinger immer wieder nach unten hingen. Am restlichen Rigg war nichts zu erneuern. Leinen und Drähte sind in den letzten Jahren erneuert worden, die Segel sowieso.

Letztendlich sind aus den oben angesprochenen 7.500.- Euro Kosten über 11.000.- geworden, die 250 Arbeitsstunden von mir nicht gerechnet. Es fanden sich halt im Fortgang der Arbeiten immer wieder Kleinigkeiten, die doch anders als ursprünglich geplant gemacht werden mussten, oder an die man anfangs überhaupt nicht gedacht hatte. Durchgeführt wurden alle Arbeiten in der Halle von Bootsbau Eggers in Emden, der über eine grosse Erfahrung mit Sharks verfügt, da er auch die letzten 20 Neuboote gebaut hat. Er stand mit Rat und Tat zur Seite und hat alle Arbeiten, die neben einem grundsätzlichen Wissen "wie es geht" auch Erfahrung und Routine bedürfen selber ausgeführt.
Bootsbau Eggers

Von dem Boot, was 1967 in Österreich aus der Halle gerollt wurde sind übrig geblieben: Der Kiel, der Rumpf, grosse Teile der Einbaumöbel - die übrigens auf jedem einzelnen Brett irgendwo die Baunummer 512 als Einschlag tragen, die Fenster samt Rahmen, der Bugbeschlag, die Alufussreling, Mast und Baum und die hinteren Kreuzpoller.

Grundsätzlich ist Hexe (GER 512) sicher ein Unikum mit dem Rumpf aus der 1. Form von Kornneuburg und dem Deck aus der 2. Form, einigen Überbleibseln vorheriger Eigner und meinen speziellen Vorstellungen und Erfahrungen nach 6 Jahren mit diesem Boot, die an vielen Stellen eingeflossen sind.
Hier die Ausrüstungsliste von Hexe.